Follow your bliss und finde Deine Berufung

„Follow your bliss“ – und finde Deine Berufung

Vernunft oder Begeisterung? Wenn wir wichtige Entscheidungen treffen, ist das ein Zwiespalt, vor dem wir immer wieder stehen. Bei der aktuellen Entwicklung von unserem Unternehmen Business Design Thinking kommen wir regelmäßig auf diese Frage zurück. Vernunft scheint die vernünftigere Alternative zu sein – sie steht für kalkulierbare Planung, reduzierte Risiken und gesunden Nachtschlaf.

Die Lektüre von „The Power of Myth“ des US-amerikanischen Autors Joseph Campbell hat uns aber gottseidank erneut ermutigt, der Begeisterung zu folgen. Mit der Erkenntnis „Follow Your Bliss“ faßt der damals 84-jährige seine Lebenserfahrung zusammen, annähernd übersetzt: „Folge Deinem Glück, Deiner Begeisterung“. Wenn wir etwas mit großer Freude machen, wenn wir die Zeit vergessen und intuitiv wissen, was wir zu tun haben, sind wir auf dem richtigen Weg. Dieses Gefühl ist ein wertvoller Indikator für unsere Entscheidungen. Denn wenn wir dieser freudigen Leichtigkeit als Wegweiser folgen, dann tun wir das, was uns am meisten liegt und was wir am Besten können.

Joseph Campbell war ein bekannter US-amerikanischer Professor und Buchautor auf dem Gebiet der Mythologie. Er studierte die Mythen und Religionen von Völkern überall auf der Welt und fand dabei signifikante Ähnlichkeiten in den Geschichten, Protagonisten und Themen.
Bei seinen Studien tauchte er tief in die Lebensthemen der jeweiligen Kulturen und auch des einzelnen Menschen ein. Fast überall stieß er dabei auf die Frage auf, welche Rolle der Einzelne im Leben hat, wie er sein Potential entfalten kann. Oft steht er damit konträr zu den Anforderungen der Gesellschaft, in der er lebt. Viele Märchen und Geschichten handeln davon, wie einer oder eine auszieht in die Welt, weil sie sich nicht mit ihrer zugesprochenen Rolle abfinden will. Natürlich bleibt dieser Ungehorsam nicht folgenlos, die Heldin muß diverse Widrigkeiten und Abenteuer bestehen, bis sie an ihr Ziel gelangt. Doch die Belohnung ist das Abenteuer selber, die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten, das Ankommen bei sich selbst.

Bliss“ als Lebensweg

Campbell selber folgte stets seinem „Bliss“. Bereits in seiner Kindheit vertiefte er sich fasziniert in die Mythen der amerikanischen Ureinwohner. Nach der Schule sollte er das Unternehmen seines Vaters übernehmen. Er blieb drei Monate und stellte dann fest, das er diese Arbeit schrecklich fand. Also folgte er seiner Neigung, studierte Literaturwissenschaften und las alles, was er an Mythen und Legenden aus aller Welt auftreiben konnte. Er hatte das Pech und zugleich das Glück, mit seinem Studium gerade zum Ausbruch der „Großen Depression“ 1929 fertig zu werden. Es gab einfach keine Jobs, die er hätte annehmen können. Also zog er sich in eine günstige Holzhütte mit Selbstversorgung und Pumpe außerhalb von New York zurück und verbrachte vier glückliche Jahre damit, zu lesen und sein erstes Buch zu schreiben. Er schrieb Verlage an und bat sie, ihm Bücher zu schicken, die er abbezahlen würde, sobald es wieder Arbeit gäbe. Viele Verlage taten es. Diese Zeit setzte den Grundstein für seinen späteren Erfolg.
Was wäre passiert, wenn er gleich nach seinem Studium einen Job als Lehrer bekommen hätte, weil die Wirtschaft gut lief? Vielleicht hätten wir ein paar sehr inspirierende Werke weniger auf der Welt.

Wenn wir der Vernunft folgen, bewegen wir uns auf den legitimen und ausgetretenen Pfaden unserer Gesellschaft. Sie sind relativ sicher, es passiert aber auch nichts Spannendes, kein Abenteuer, an dem wir unsere Potential messen können. Folgen wir stattdessen unserem „Bliss“, kann es sein, das wir in Konflikt mit dem Wertesystem in unserer Kultur geraten. Wir haben vier Werte ausgemacht, die uns immer wieder in die Quere kommen – in unserer eigenen Beurteilung und als Argumente von außen:

  • Zeit soll „sinnvoll“ genutzt werden

    und mit sinnvoll ist dabei ein messbares Ziel gemeint, das sofort oder in naher Zukunft einen Nutzen stiftet in Form von Geld oder Erfolg. Der Nutzen liegt nicht in der Tätigkeit selber, sondern in dem Ertrag oder der Investition, die sie stiftet. Damit fallen Tätigkeiten, die in sich selbst erfüllend sind, oft leicht abfällig unter Hobby oder Zeitvertreib. Konsequent betrieben können aber gerade diese Tätigkeiten mindestens ebenso nützlich sein, auch auf den Ebenen von Geld und Erfolg – eben weil sie mit Begeisterung betrieben werden.
  • Erfolg heißt, Ziele zu erreichen

    Mit dem oberen Punkt verknüpft ist die Ausrichtung an feste, evaluierbare Ziele. Wer ein Spielfeld absteckt, um Neues auszuprobieren und dabei Raum für offene Entwicklungen, Intuition und eben „Bliss“ läßt, wird mit der Frage konfrontiert, wo das denn bitte hinführen soll. Tatsächlich lassen sich aber viele Ziele nicht verbindlich für die Zukunft planen, ein großer Teil des Abenteuers besteht darin, Ungewißheit auszuhalten.
  • Arbeit ist Arbeit 
und nicht dafür da, Spaß zu machen
    Im Gegenteil, Arbeit die Spaß macht ist suspekt. Arbeit haftet immer noch der Ruf von Überwindung, Schweiß und Disziplinierung an, den sie sich zu Beginn der Industrialisierung verdient hat. Die Spähre der Arbeit ist getrennt vom restlichen Teil des Lebens. Das spiegelt sich auch in der Philosophie der „Work-Life- Balance“ wieder. Damit sperren wir einen Teil unserer wirklichen Neigungen und Talente aus diesem Bereich aus.
  • Sicherheit geht vor

    und entsteht dadurch, das unsere berufliche Entfaltung möglichst berechenbar und ohne Überrraschungen abläuft. Das funktioniert nur, wenn überhaupt, indem wir den ausgetretenen Spuren anderer folgen und uns in festgelegte Syteme begeben, beispielsweise eine unbefristete Festanstellung. Der Spielraum, den eigenen Neigungen und Talenten nachzugehen, wird durch unser Sicherheitsdenken eingeschränkt.

Querdenker Lab für Entrepreneure

Unsere gesellschaftlichen Normen belohnen das Einordnen in ein ziel- und regelorientiertes Arbeitssystem. Allerdings bieten sie mittlerweile auch genügend Freiraum, um sich aus diesem System auszuklinken, wenn wir bereit für ein Abenteuer sind.

  • Bei welchen Tätigkeiten hast Du „Bliss-Momente“?
  • Was macht Dir einfach Spaß, ohne Belohnung, ohne den Gedanken „Hoffentlich habe ich das bald geschafft.“?

Schaff Dir mehr Freiraum für diese Aktivitäten und integriere sie in Deine Arbeit.
Du schreibst gerne und gut? Dann schau, wie Du daraus eine regelmäßige Tätigkeit machen kannst, die an Deine sonstigen Talente andockt und sie unterstützt.
Du arbeitest gerne handwerklich? Wo kannst Du diese Neigung mehr ausleben und trainieren?

Das Zitat von Joseph Campbell hat übrigens noch eine Ergänzung:

Follow your bliss and the universe will open doors where there were only walls. Joseph Campbell Click to Tweet

Campbell betont seine Erfahrung, das sich in dem Moment der Entscheidung für den eigenen Weg Türen öffnen, wir Menschen treffen und Unterstützung erfahren, die uns weiterhilft. Er beschreibt diesen Effekt als das Gleis des eigenen Lebens, auf dem wir fahren können, wenn wir es gefunden haben. Diese anscheinend universelle Erfahrung wird in vielen Kulturen als Lebensreise oder Findung der eigenen Seele beschrieben.

„Bliss“ ist ein Wegweiser, auf den wir achten können, um unsere Berufung zu finden und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wenn wir unserer Freude und unserem Flow folgen und es schaffen, die gesellschaftlichen Normen – zumindest eine Zeit lang – außen vor zu lassen, sind wir auf dem richtigen Weg.

Links:
Joseph Campbell
The Power of Myth

Joseph Campbell
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