Innovation Hauptfaktoren

Wo die Innovation gedeiht

Was zeichnet eigentlich Orte aus, an denen das Neue gedeihen kann? Während sich manche Städte zu Oasen des konstruktiven Wandels entwickeln und Kreative aus aller Welt anziehen, passiert an anderen Orten nicht viel – trotz Förderungsprogrammen.
Woran liegt das? Und was können wir daraus lernen?

Klaus Weinmaier ist Innovationsberater und beschäftigt sich schon länger mit Innovationsprozessen. Er zog für ein Jahr nach Kalifornien, da seine Frau ein Stipendium an der Stanford University bekommen hatte. So nahe am Silicon Valley beschloss er, die Zeit dafür zu nutzen, um dieser Frage nachzugehen.

Weinmaier organisierte sogenannte Innovations-Roadtrips, die ihn außer nach Kalifornien nach Malmö, Kopenhagen, Amsterdam und Austin führten. Alle diese Orte zeichnet aus, das sie eine lebendige Entrepreneurs-Szene haben und als Kommunen eine erfolgreiche Stadtplanung betreiben.

Kopenhagen verfolgt einen Weg, der sich stark an die Prinzipien des Design Thinking anlehnt. Anstatt für die Bürger zu planen, läßt die Kommune die Bevölkerung ihre Bedürfnisse selber artikulieren und greift diese dann später auf. So können Ideen unkompliziert umgesetzt und getestet werden. Beispielsweise konnten Bürger das neu geplante Stadtviertel „Papierinsel“ erst einmal fünf Jahre lang selber gestalten und Ideen entwickeln. Erst danach griff die Stadt diese Ideen auf und förderte sie weiter. Dadurch entstand eine Plattform für Neues, die wiederum kreative und engagierte Menschen anzieht. Mittlerweile gibt es auf der „Papierinsel“ eine weithin bekannte Markthalle mit Streetfood und das Wissenschaftsmuseum „Experimentarium City“.

Über die Innovations-Kultur im Silicon Valley ist schon viel gesagt worden. Leslie Berlin von Silicon Valley Archives an der Stanford University macht für das inspirierende Klima die Verbindung von drei Faktoren verantwortlich: Technologie, Kultur und Kapital.
Die Technologie kam zufällig ins Silicon Valley durch William Shockley, einer der Erfinder des Transistors. Er lockte junge Talente in sein Unternehmen nach Palo Alto. Da er aber ein fürchterlicher Chef war, machten sich zahlreiche dieser jungen Talente mit ihrem neuerworbenen Wissen über Transistoren selbständig und begründeten damit den Boom der Computerindustrie.

Die Kultur in den 50er Jahren war in Kalifornien hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt und hatte keine industriellen Strukturen. Die neu Hinzugezogenen konnten daher mit ihren Unternehmen völlig neue Ansätze ausprobieren, die auf ihre eigenen Bedürfnisse zugeschnitten waren, anstatt sich mich etablierten Strukturen arrangieren zu müssen. Weitere Dienstleister siedelten sich mit spezialisierten Angeboten an. Die Stanford Universität baute derweil ihren Studiengang für Ingenieure weiter aus und legte ein Förderungsprogramm auf, das Universität und Unternehmen eng vernetzte. Die Kultur im Silicon Valley war von Anfang an „modern geboren“. Die Westküstler sahen sich als Pioniere, die an vorderster Front furchtlos Neuland vertraten. Scheitern und Weitermachen galt als Auszeichnung. Hinzu kam in den 70ern die Hippie-Kultur mit dem Willen, eine neue Gesellschaft zu gestalten, Freiräume zu finden und dafür moderne Technologie zu nutzen.

Kapital kam in rauen Mengen vom Verteidigungsministerium und dem Militär, das sowohl Stanford finanzierte als auch eine Großteil der Produkte der ersten Unternehmen aufkaufte. Der Kalte Krieg sorgte für eine enorme Nachfrage an modernster Technologie. In den 70er Jahren wurden auch die ersten Venture Capital Firmen im Valley gegründet von Leuten, die selber genug Geld verdient hatten und später in Unternehmen investierten wie Amazon, Cisco, Dropbox, Facebook, Google, Intuit etc. Bis heute ist eines der großen Antriebsräder für Wachstum die jeweils vorangegangene Generation an Entrepreneuren, die mit ihrem Geld und ihre Expertise die folgende Generation unterstützen.

Diesen oft unterschätzten Vorteil sehen auch Chris Bierly  und Linda Rottenberg von der Unternehmensberatung Bain & Company als einen Hauptfaktor für innovative Standorte. Sie untersuchten, was Städte für Entrepreneure attraktiv macht und stießen auf ein engvernetztes lokales Ökosystem für Gründer. Rund 80% der heutigen Tech-Firmen in Buenos Aires können ihre Wurzeln auf drei Unternehmen zurückverfolgen. Diese drei Startups etablierten dort in den 90er Jahren eine ganze Kultur des Entrepreneurship, verkauften später ihre Unternehmen und unterstützen seitdem eine neue Gründer-Generation. Buenos Aires ist heute die Stadt mit einer der attraktivsten Gründer-Szenen in Südamerika.

Auch wenn es natürlich nicht den einen richtigen Weg geben kann, um ein innovatives Umfeld zu schaffen und für sich zu nutzen, lassen sich doch ein paar Hauptfaktoren feststellen. Gemeinsam ist ihnen, das sie ein engverschränktes Ökosystem des Austauschs schaffen:

1. Freiraum, um unkompliziert Ideen ausprobieren zu können  und das Vertrauen der Akteure zueinander – wie auf der Papierinsel zwischen Regierungsvertretern, Bürgern, Unternehmen und Entrepreneuren

2. Eine enge Vernetzung zwischen Kommunen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen um Talente zu fördern und fruchtbare Kooperationen anzustoßen sowie für den Einzelnen einfachen Zugang zu diesen Netzwerken

3. Eine Kultur, die unternehmerisches Denken ermutigt und einen Zustrom an gut ausgebildeten, kreativen Menschen begünstigt

4. Ein lokales Ökosystem der schon erfolgreichen Entrepreneure, die mit ihrem Know-how und Kapital die nächste Generation unterstützen“

Welche Faktoren finden Sie wichtig, damit Städte zu Orten des konstruktiven Wandels werden?

Quellen:
Brandeins  Thema Innovation
Backchannel To Invent the Future, You must Understand the Past
World Economic Forum How can we make entrepreneurship contagious


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