Strategien entwickeln mit Strategiecoaching

Nach den Steinen tastend den Fluß überqueren

Was Du für eine erfolgreiche Strategie brauchst

Strategien geben das tröstliche Versprechen, alles unter Kontrolle zu haben und mit einem Plan unterwegs zu sein. Ob das stimmt und wie wir das Spielfeld für eine gute Strategie abstecken, erforschen wir in diesem Artikel und haben das Ergebnis für Euch in einer Strategie Canvas am Ende zusammengefaßt.

Umbuchen, warten, Zug fahren? Als ich vor Kurzem am Düsseldorfer Flughafen strandete, weil die Maschine nach Berlin kurzfrisitg annuliert wurde, konnte ich in meiner Warteschlange zwei Stunden lang eine hübsche Bandbreite an angewandten Strategien beobachten.

Die Gruppe vor mir auf dem Weg nach London hatte sich aus Einzelreisenden zusammengetan, die fortan alles gemeinsam erledigten, Informationen einholten, Aufgaben verteilten. Sie schafften es am Ende, eine Übernachtung rauszuholen anstatt einen strapaziösen Flug mit zwei Umsteige-Stopps zu akzeptieren.

Der unruhige Niederländer hinter mir, der sich erst zur Empörung der Schlange vorgedrängelt hatte, hielt es dann gar nicht mehr aus und buchte kurzfristig einen neuen Flug nach Berlin bei der Konkurrenz für 450 EUR.

Zwei Frauen liessen sich auf einen ungewissen Flug am späten Abend umbuchen, der bereits zwei Stunden Verspätung hatte und ich ließ mir ein ICE-Ticket ausstellen und nahm den nächsten Zug nach Berlin.

Strategie heißt, unter Einbeziehung der eigenen Ressourcen und der vorher antizipierten Handlungen aller Beteiligten ein gewünschtes Ziel zu erreichen.

Ziel und eigene Ressourcen

In diesem Fall war das Ziel bei allen ganz klar: an den Zielort gelangen. Die eigenen Ressourcen variierten vor allem in der Bereitschaft, Geld oder Zeit zu verlieren, sich zu stressen oder lieber bequem zu reisen, Kooperationen zu suchen oder als Einzelkämpfer zu agieren. In meinem Fall gab die Sicherheit den Ausschlag, gemütlich im ICE innerhalb von vier Stunden nach Berlin zu reisen, anstatt auf einen bereits verspäteten Flug zu setzen, dessen Schicksal völlig ungewiss war.

Antizipierte Handlungen der Beteiligten

Damit kommen wir zu den vorher antizipierten Handlungen aller Beteiligten. Sie machen den unberechenbaren Punkt innerhalb einer Strategie aus. Je mehr Informationen wir über die Wissensstände, Verhaltensweisen und Strategien der Gegenseite, in diesem Fall der Fluggesellschaft haben, umso präziser können wir unsere Schritte planen.
Dies gilt natürlich besonders für die Kriegsführung, wo die Ursprünge der Strategie liegen. Der Begriff Strategie leitet sich von „stratēgía“ ab, altgriechisch für „Feldherrentum, Feldherrenkunst“. Etwa um die selbe Zeit, ca. 500 v. Chr. schrieb ein chinesischer General names SunTsu das Buch „Die Kunst des Krieges“, eines der bis heute bedeutendsten Werke zum Thema Strategie.

Wenn wir keine Informationen über die Entscheidungsgrundlagen der anderen Beteiligten haben – es muß ja nicht immer ein Zustand der Konfrontation sein – bleibt uns nur Menschenkenntnis und psychologische Spekulation. Erfolgreiche Pokerspieler versuchen, die Reaktionen ihrer Mitspieler mehrere Schritte  im Voraus zu kalkulieren, ohne eigene Informationen preiszugeben, daher das berühmte Pokerface. Je unberechenbarer die eigene Strategie, desto höher der Wettbewerbsvorteil.

Linearität vs. Situationspotential

Die meisten Strategien im Alltag verfolgen wir unbewußt. Kaum jemand am Flughafen wird sein Verhalten als Strategie geplant haben. Wir reagieren auf eine Situation mit den Mitteln unserer Erfahrung, Mentalität und Möglichkeiten. Eine explizite Strategie kommt dann zur Anwendung, wenn wir die Gelegenheit haben, langfristig und bewußt auf ein Ziel hinzuarbeiten: in der Wirtschaft, beim Spiel oder in der Kriegsführung.
Im Westen wurde Strategie zumindest in der Wirtschaft lange als eine Abfolge linearer Schritte betrachtet, die schnurstracks zum gewünschten Ziel führen. Aber so funktioniert die Zukunft bekanntlich nicht und die Modelle der klassischen Strategie sind mittlerweise wegen dieser Annahme von Planbarkeit in Kritik geraten.

Asiaten gehen traditionell eher von einem Situationspotential aus, das innerhalb jeder Strategie erkannt und genutzt wird:

Die ostasiatischen Philosophien des Taos und des Buddhismus gehen davon aus, dass man das Potential der Zukunft nicht planen, sondern nur entdecken, beeinflussen und nutzen kann, wenn man es a priori erspürt, sieht und erkennt, bevor es sich entfaltet.

Gunnar Bremer in „Die abendländische Linearität und das ostasiatische Situationspotential der Zukunft im Diskurs“.
Der damalige chinesische Ministerpräsident Deng Xiaoping formulierte die schöne, zen-artig klingende Parole „Nach den Steinen tastend den Fluß überqueren“. Damit beschrieb er seine Strategie, die chinesische Wirtschaft zu modernisieren.

Strategien werden dann besonders herausfordernd, wenn die Linearität ausgedient hat, wenn die Zukunft unberechenbar wird, weil viele Informationen fehlen.

Querdenker Lab für Entrepreneure

Um eine erfolgreiche Strategie zu entwickeln, sei es als Mensch oder Unternehmen, können wir folgende Schlüsselkriterien definieren:


1. Ein klares Ziel:

  • Wo willst Du in 2-4 Jahren stehen oder gar in 4-8 Jahren?
  • Welche einzelnen Punkte umfaßt dieses Ziel?
  • Welche kleineren Ziele kannst Du auf dem Weg definieren?

2. Möglichst viele Informationen über die anderen Beteiligten, seien es Kunden, Gegner, Mitspieler, Stakeholder jeglicher Art und das Spielfeld, auf das ich mich begebe. Welche Informationen kannst Du sammeln über:

  • die Branche und das Marktsegment
  • Kunden und ihre Bedürfnisse
  • Unternehmen und ihre Bedürfnisse
  • Mitbewerber
  • Technologische Entwicklungen
  • Trends

3. Kenntnis unserer eigenen Ressourcen:

  • Was kannst Du aus eigener Kraft erreichen?
  • Was benötigst Du dafür? Das können Fähigkeiten, Charaktereigenschaften oder materielle Mittel sein.
  • Wofür brauchst Du Unterstützung und woher kann diese kommen?
  • Was ist Dir wichtig, wo liegen Deine Prioritäten? Also beispielsweise Zeit ist wichtiger als Geld, Qualität geht vor Schnelligkeit …

4. Grad der eigenen Flexibilität, das Ziel zu erreichen (Linearität vs. Situationspotential)

  • Wie variabel ist Dein Ziel? Gibt es eher die Richtung vor und kann angepaßt werden oder ist es in Stein gemeißelt?
  • Sind verschiedene Wege zum Ziel möglich?

Veränderungen

  • Wie spontan kannst Du auf Veränderungen reagieren?
  • Welche Veränderungen wären kritisch, welche kein Problem?

Plan B

  • Welche Alternativen hast Du?
  • Gibt es einen Plan B, auf den Du zurückgreifen kannst?

Eine gute Strategie bedeutet, das Spielfeld bewußt mit allem verfügbaren Wissen abzustecken und sich die Offenheit zu bewahren, auf das Situationspotential zu reagieren.

Du möchtest das Spielfeld für Deine eigene Strategie ausarbeiten, sei es unternehmerisch oder persönlich? Hier findest Du unsere Strategie Canvas zum Download.

Strategiecoaching - Strategien entwickeln mit der Strategie Canvas

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Links:
Sun Tsu
„Die Kunst des Krieges“

Gunnar Bremer
„Die abendländische Linearität und das ostasiatische Situationspotential der Zukunft im Diskurs“

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